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  • Johanna Tüntsch

AUF IN DIE PILZE!

Die Sonne hat noch genug Kraft, um den Boden zu erwärmen, während Regen und nächtliche Kühle dafür sorgen, dass sich hier auch bereits einiges von Feuchtigkeit sammelt: Genau das ist das Klima, das Pilze gerne mögen. Deswegen ist der Herbst die Jahreszeit, in der Maronen, Steinpilze und Hallimasch aus dem Boden schießen. Grund genug, sich diese wildgewachsenen Delikatessen einmal genauer anzuschauen.

Der ideale Zeitpunkt, um auf die Suche zu gehen, ist dann, wenn auf mehrtägigen Regen eine etwas wärmere Phase folgt. Allzu lange sollte man allerdings nicht warten, denn Pilze schmecken, wenn sie frisch gewachsen sind, und weniger gut, wenn sie schon einige Tage in der Erde stehen. Außerdem haben Pilzliebhaber im Wald jede Menge Konkurrenz – nicht nur unter den menschlichen Sammlern, sondern auch bei den Tieren. Nicht selten sieht ein Pilz von einer Seite einladend aus, während er von der anderen Seite her schon halb zernagt ist. Das lässt sich zwar abschneiden, aber appetitlicher ist zweifellos ein intakter Pilz.

MEHR SICHERHEIT DURCH GEFÜHRTE PILZWANDERUNGEN

Wer sich mit Pilzen nicht gut auskennt, wagt besser keine Experimente! Einige Pilze können schon in kleinen Mengen giftig sein, und eine Reihe von Speisepilzen hat ungenießbare Verwandte, die ihnen zum Verwechseln ähnlich sehen. Es gibt jedoch eine Reihe von Ratgebern, die man zum Nachschlagen unterwegs mitnehmen kann. Vielerorts werden auch geführte Pilzwanderungen angeboten. Die findet man am besten, indem man online ins Suchfenster die Begriffe „geführte Pilzwanderung“ und die jeweilige Region eingibt.

DARAUF SOLLTEN SIE ACHTEN:

  • Nehmen Sie zu Ihrer Suche ein Messer mit! Werden die Pilze vorsichtig geschnitten, kann aus ihrem Wurzelwerk, dem Mycel, eventuell ein neuer Pilz wachsen.

  • Immer einige Pilze stehen lassen! So haben es die Pilze leichter, sich auch in Zukunft weiter auszubreiten – und Pilzfreunde werden auch künftig fündig.

  • Sammeln Sie nur in der Natur. Pilze können an vielen Orten wachsen, auch mitten in der Stadt an stark befahrenen Straßen, denn Pilze nehmen Schadstoffe verstärkt auf.

  • Sorgsam auch abseits der Wege. Natürlich findet man im Unterholz und auf Lichtungen mehr, daher lohnt sich der Weg ins Gebüsch. Das ist allerdings auch der Lebensraum vieler Waldtiere, daher ist hier besondere Vorsicht und Rücksicht geboten.

  • Nur für den Eigenbedarf. Was im Wald wächst, liegt oder auch zerfällt, soll grundsätzlich dort bleiben, denn die Pflanzen bieten in all ihren unterschiedlichen Entwicklungsstadien Lebensraum und Nahrung für etwa 6700 Arten von Waldtieren. Deswegen verbietet das Bundesnaturschutzgesetz, Dinge aus dem Wald mitzunehmen, sieht aber als Ausnahme ausdrücklich die „Handstraußregelung“ vor: In kleinen Mengen für den Eigenbedarf kann man Pilze, genauso wie Beeren, Kräuter, Blätter und Moos von einem Spaziergang mitnehmen.

  • Frisch genießen. Einige Pilzsorten wechseln recht schnell den Status von „genießbar“ zu „ungenießbar“. Mehr als bei anderen frischen Früchten gilt hier: Am besten werden sie zeitnah zubereitet – zum Beispiel im Omelette, als Beilage zu Kartoffel- oder Fleischgerichten, gegrillt oder in einer Nudelsoße.

5 GRÜNDE, DIE DAS PILZESAMMELN ZU EINEM NEUEN TREND GEMACHT HABEN:

  • Zurück zur Natur. Noch vor zwei Generationen war es völlig selbstverständlich, dass schon Kinder allein in den Wald gingen, um nach Pilzen zu suchen und so dazu beizutragen, dass ihre Familien genug zu essen hatten. Über die vielen Jahrzehnte der Vollversorgung ist das Wissen, das damit verbunden war, verloren gegangen. Das stört viele Menschen, die jetzt versuchen, sich das alte Volkswissen wieder anzueignen – mit geführten Wanderungen, Volkshochschulkursen, Ratgebern und durch Tipps aus Online-Foren.

  • DIY. Dinge selbst zu tun, erfüllt uns mit großer Zufriedenheit. Das gilt erst recht fürs Essen. Nun hat nicht jeder einen Garten, in dem er ein eigenes Gemüsebeet anlegen kann – aber ein Ausflug in den Wald ist eben doch für fast jeden mal drin.

  • Fleischreduzierte Ernährung. In Pilzen stecken viele Ballaststoffe und Mineralstoffe. Ihre feste Konsistenz erinnert an Fleisch, und auch geschmacklich können sie, je nach Zubereitung, mit Geschnetzeltem oder Schinken ohne Weiteres mithalten. Deswegen lieben viele Veganer, Vegetarier und Flexitarier Pilze als herzhafte Basis für ein fleischfreies Essen.

  • Heimatliebe. In Zeiten des Flug-Shaming werden viele heimische Schönheiten neu entdeckt. Dazu gehört in Deutschland definitiv der Wald – und mit ihm seine Beeren, Früchte und Pilze.

  • Jagen und Sammeln. Ein Motiv, das wir Menschen auch in der industrialisierte Welt nie ganz aufgegeben haben. Pilze sammeln weckt den Ehrgeiz: Finde ich, was andere übersehen haben? Wer hat die pfiffigste Idee, um versteckte Schwammerln aufzudecken? Wer bringt den vollsten Korb nach Hause? Beim Pilzesammeln kann sich auch der Ur-Mensch in uns austoben.

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