UNFRUCHTBARE BÖDEN
UN-STUDIE ZEIGT RIESIGE VERLUSTE DURCH LANDWIRTSCHAFT
Heiße Sommer und trockene Böden sind längst kein Phänomen mehr, das die Deutschen nur aus südlichen Urlaubsgebieten kennen. Auch hier hat die Dürre der vergangenen Jahre Spuren hinterlassen: Das zeigt sich zum Beispiel an Bäumen, die ummantelt werden, um Gießwasser zu speichern. Noch sind die Obst- und Gemüsetheken gut gefüllt, noch steht immerhin aus den Hydranten genug Wasser zur Verfügung, um Bäume in Stadtgebieten zu bewässern – doch die derzeitige Hitzewelle und die Waldbrände im Süden Europas zeigen, wie nah das Problem längst gekommen ist.
Eine Studie der Vereinten Nationen, über die Umweltjournalist Matt McGrath für BBC berichtet hat, nennt jedoch ein paar alarmierende Fakten. Bis zu 40 % des weltweiten Bodens wurden demnach bereits entwertet, hauptsächlich durch die moderne Landwirtschaft. Ein Anachronismus, ist es doch der Sinn gerade der Landwirtschaft, Menschen zu ernähren – und nicht, ihre Lebensgrundlage zu zerstören.
HAUPTPROBLEM: WASSERVERBRAUCH UND RODUNGEN
Laut McGrath gilt die Kritik vorrangig den großen Playern. Ein Prozent der Betriebe kontrolliere 70 Prozent Agrarflächen weltweit, während 80 Prozent aller Betriebe weniger als zwei Hektar groß seien. Auch, wenn jede Initiative für Biolandbau und Nachhaltigkeit wertvoll ist, sind das Zahlen, die ernüchtern, denn sie zeigen, dass ein Wandel letztlich nur unter Beteiligung globaler Konzerne gelingen kann. Was aber läuft schief in der Landwirtschaft? Treibende Faktoren sind laut BBC-Autor vor allem die Rodung der Wälder und der extreme Wasserverbrauch. „Wenn es so weitergeht wie bisher, werden bis 2050 weitere 16 Millionen Quadratkilometer zerstört sein. Das ist eine Fläche von der Größe Südamerikas. Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden 12 bis 14 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen, Weideflächen und Naturräume langfristig an Ertrag verlieren, wobei Afrika südlich der Sahara am stärksten betroffen ist“, schreibt McGrath.
„PERVERSE SUBVENTIONSPOLITIK“
Die Subventionspolitik erhält ihm zufolge ein ausgesprochen schlechtes Zeugnis von den Experten der Vereinten Nationen: Diese sei „pervers“. Zwar würden diese jährlich in Höhe von 700 Milliarden Dollar gezahlt, aber nur 15 Prozent davon hätten einen positiven Effekt auf Artenvielfalt und natürliche Ressourcen. Mit nur einem Drittel der Gelder könne man bis 2030 eine Fläche wiederherstellen, die so groß wäre wie die USA, nämlich etwa eine Milliarde Hektar. Als konkrete Maßnahmen werden unter anderem Renaturierung, das Pflanzen von mehr Bäumen, eine effektivere Weidewirtschaft, die Wiederherstellung von Waldlandschaften und Regenwassersammlungen angeregt.
AUCH KLEIDUNG SPIELT EINE ROLLE
Wer nun meint, Verbraucher könnten politische Fehlentscheidungen nur bedauernd zur Kenntnis nehmen, der täuscht sich. Das zumindest geht hervor aus einem Appell von Ibrahim Thiaw, Exekutivsekretär der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD), der im BBC-Beitrag zitiert wird: „Wir alle müssen uns als Verbraucher der Tatsache bewusst sein, dass wir etwas tun können. Wenn man sich der Tatsache bewusst ist, dass die Menschen in den reicheren Ländern mehr als 100 Kilo Lebensmittel pro Kopf verschwenden, dann kann man seine Gewohnheiten ändern. Es geht auch darum, was wir anziehen."
Ja, richtig gelesen, auch Kleidung ist ein Thema. Die Produktion neuer Kollektionen für jede Saison belastet das ökologische Gleichgewicht. Um ein Kilogramm Baumwolle zu gewinnen, sind laut WWF 11.000 Liter Wasser nötig. Falschverstandener Idealismus wäre es übrigens, aus diesem Grund konventionell produzierte Billig-Garderobe aus dem Schrank werfen und sie durch teure Nachhaltigkeitsmode ersetzen. Wer wirklich Ressourcen schonen will, sollte Vorhandenes einfach auftragen: Das spart am meisten Energie und Ressourcen. Schließlich wollen, wie sparsam auch immer die bio-landwirtschaftlichen Ansätze sind, auch Bio-Schafe fressen und trinken, auch Bio-Baumwolle braucht Wasser, um zu gedeihen.
Bleiben wir also kritisch – und verbrauchen wir weniger verschwenderisch. Wie Mahatma Ghandi gesagt haben soll: „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht genug für jedermanns Gier.“ Noch können wir beeinflussen, ob die Menschheit fruchtbare Flächen in der Größe der USA wiedergewinnt oder sie in der Größe Südamerikas verliert.
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