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  • Johanna Tüntsch

INSEKTEN: AUF DEN TELLER ODER NICHT?


Insekten umschwirren unsere Köpfe, setzen sich am Gartentisch aufs Essen, nachdem sie vorher man-möchte-nicht-wissen-wo gesessen haben und einigen von ihnen stechen sogar. Es gibt also gute Grunde, sie nicht zu mögen. Gleichzeitig enthält das Fleisch von Insekten viel Protein. Ist also der Verzehr von Insekten eine Möglichkeit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen – oder, besser gesagt, aus dem „Erschlagen“ einer Fliege gleich zweifachen Nutzen zu ziehen?

So einfach kann man das nicht sehen. Es würde wohl auch kaum jemand die Fliege, die lästig über dem Steak ihre Runden zog, erschlagen und auf den Grill werfen. Insekten, die zum Verzehr angeboten werden, kommen in der Regel aus der Zucht. In vielen Ländern, insbesondere in Asien, Afrika und Lateinamerika, stehen Insekten ganz selbstverständlich auf der Speisekarte. Zum Teil gelten sie sogar als Delikatesse. Auch in Deutschland gibt es inzwischen Snacks aus Insekten, die online bestellt werden können. Zum Angebot gehören nicht nur reine Insekten, sondern auch zahlreiche Produkte, in denen diese verarbeitet wurden – etwa Schokolade mit gerösteten Mehlwürmern oder Nudeln aus gemahlenen Buffalowürmern. Alternativ zum Müsliriegel gibt es Riegel, in denen Würmer wahlweise süß oder herzhaft mit Sesam und Mandeln kombiniert werden.

INSEKTEN - EIN VIELSEITIGES LEBENSMITTEL

Gegrillt, geröstet, getrocknet, frittiert oder in seltenen Fällen auch roh werden Insekten verzehrt. Das Sortiment reicht von Käfern und Ameisen über Larven, Raupen, Heuschrecken und Termiten bis hin zu Wespen. Weltweit stehen fast 2.000 Sorten essbarer Insekten zur Auswahl. Geschmacklich sollen sie, je nach Art und Zubereitung, an Fleisch, Chips, Kräcker oder Nüsse erinnern.

VIEL PROTEIN, ABER AUCH EINIGE FRAGEZEICHEN

Insekten enthalten viel Protein – das gibt ihnen einen hohen ernährungsphysiologischen Wert. Ungeklärt ist allerdings, welches Allergenpotential in einer Ernährung mit Krabblern und Fliegern steckt. Experten warnen davor, dass durch den Verzehr Kreuzallergien auftreten könnten, in folge derer die Betroffenen auch auf etwas allergisch reagieren könnten, das bislang kein Problem darstellte.

Dann ist da noch die Frage nach dem Klima. Dass die Massentierhaltung das Klima ganz extrem belastet, ist hinlänglich bekannt und beschrieben. Aber wie sieht es eigentlich vor dem Hintergrund des Insektensterbens aus, wenn nun nicht mehr Schweine, Geflügel, Fisch und Rinder, sondern Wespen, Würmer und Heuschrecken auf den Tisch kommen? Ist es logisch, dass Blühstreifen und andere insektenschützende Maßnahmen in den Städten propagiert und in der Landwirtschaft gefördert werden, während gleichzeitig Insekten zum menschlichen Verzehr zubereitet werden? Dazu meint Stephanie Töwe-Rimkeit von Greenpeace: „Zwischen dem Verzehr von Insekten und dem Insektensterben gibt es keinen Zusammenhang. Insekten, die verzehrt werden, stammen von Farmen, auf denen sie gezüchtet werden. Wildtiere sollte man aus einer Vielzahl von Gründen ohnehin nicht essen.“ Das große Insektensterben, das auf einen weltweit hohen Einsatz an Pestiziden und auf eine Veränderung der Landschaftsstruktur zurückgeführt wird, betrifft andere Arten.

Unter klimatischen Aspekten schneidet die Zucht von Insekten besser ab als die von Rindern, Schweinen und Geflügel. Sie verlangt einen wesentlich geringeren Einsatz an Futtermitteln und Wasser. Trotzdem ist im Bereich der Nutz-Insektenforschung noch längst nicht alles ausgereift. Zum Beispiel, wie eine Grille gelebt haben soll, bevor sie als glückliche Grille auf dem Teller landen darf. Es bleibt also spannend rund um die kleinen Krabbler.

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