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Johanna Tüntsch

WHO EMPFIEHLT DIE EINFÜHRUNG EINER ZUCKERSTEUER

EIN GEWINN FÜR DIE VOLKSGESUNDHEIT

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, eine Steuer auf Zucker zu erheben. Der Konsum zuckerhaltiger Lebensmittel – und vor allem die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken – sollen damit reduziert werden. Ein guter Ansatz oder nicht? Immerhin, einige Länder, darunter Dänemark, Frankreich, Ungarn, aber auch Thailand, die Philippinen und die USA erheben bereits eine Steuer auf das umstrittene Süßungsmittel. In Ungarn zeigt dieser Schritt bereits Wirkung: Etwa 30 Prozent der Verbraucher kaufen jetzt weniger Lebensmittel mit Zucker, und stolze 40 Prozent der Hersteller haben ihre Rezepturen verändert. Das sind nur die Zahlen eines einzelnen Landes – aber immerhin. Ein Anfang ist gemacht.

Der deutsche Bundesminister für Ernährung gibt sich dennoch kritisch. „Bis 1993 hatten wir in Deutschland eine Zuckersteuer, und es hat sich nichts geändert“, so Christian Schmidt (CSU) laut einer Meldung der Lebensmittelzeitung. Eine Sprecherin seines Ministeriums äußerte außerdem, dass auch genetische Voraussetzungen und der Lebensstil die Gesundheit beeinflussen. Krankheiten könnten nicht nur auf die Ernährung zurückgeführt werden. Sicher, das ist richtig – aber die Industrie muss sich doch die Frage gefallen lassen, inwieweit sie den Lebensstil durch ihre Angebote prägt. Insbesondere Kinder und Jugendliche können zwischen Werbung und objektiver Information oft nicht unterscheiden. Sie vertrauen auf die Aussage, ein Produkt sei gesund, weil zum Beispiel Vitamine oder andere Nährstoffe zugesetzt wurden und hinterfragen nicht, ob der Schaden, den andere Inhaltsstoffe des gleichen Lebensmittels in ihrem Körper anrichten, vielleicht unverhältnismäßig viel größer ist.

Entscheidend ist daher nicht so sehr, ob einzelne Verbraucher ihre Einkaufsgewohnheiten durch die Zuckersteuer ändern würden, sondern eher, ob eine solche Abgabe die Unternehmen dazu bewegen könnte, bei der Herstellung zahlreicher Produkte den Zuckeranteil deutlich zu drosseln. Damit wäre für die Volksgesundheit ein großer Schritt nach vorne getan. Ob nun der Empfehlung der WHO Folge geleistet wird oder nicht: Gut ist, dass wieder einmal eine Diskussion über die ernährungsphysiologische Bedeutung von verarbeitetem Zucker angestoßen wird.

Sicher, Süßes ist lecker. Aber ein Reset in Sachen Geschmacksgewohnheiten täte uns gut: Dann könnten wir die natürliche Vielfalt von Süße und Aromen wieder sehr viel mehr genießen. Auch unverarbeitete Lebensmittel wie frisches Obst und Gemüse haben schließlich einen natürlichen Zuckeranteil, der sie lecker macht. Natürlich ist die Ernährung nicht der einzige Grund dafür, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Todesursache Nr. 1 in Deutschland sind. Sie hat aber einen entscheidenden Anteil an diesem Phänomen.

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